Es war als ich wieder einmal am späten Abend meinen Arbeitsplatz verließ und ich mit meinem Auto heim fuhr. Das durchkommen in der Stoßzeit gestaltete sich ebenfalls als sehr mühsam. Ich hatte den Eindruck, das alle Ampeln nur auf mich warteten und auf rot sprangen, sobald ich mich nur in deren Nähe befand. Wir hatten mitte Februar, Gewässer waren gefroren und auch der Wetterbericht sah für die nächsten Wochen nicht gut aus. So erinnerte mich laufend an die vergangene Saison zurück, an herrliche Sommertage, wo ich bei meinen Trips einfach die Seele baumeln lassen konnte. Die herrlich grünen Bäume, klare Gewässer und natürlich auch wunderschöne Momente beim Fang meiner Fische. Ich bekam diese Bilder während dieser Fahrt einfach nicht mehr aus dem Kopf.
Endlich, nach einer gefühlten nie endend wollenden Autofahrt, daheim angekommen, fand ich dann doch noch die Zeit, mir meine Bilder von den vergangenen Jahren anzusehen. Ich machte es mir auf meiner Couch im Wohnzimmer mit einer angenehmen Hintergrundmusik bequem und durchforstete meine Fotoalben.
Ich war noch immer von den herrlichen Fischen fasziniert, welche ich überlisten konnte. Alleine die Erinnerung an die Umstände beim Fang, die Anstrengungen, der Aufwand welcher nötig war um meine Ziele zu erreichen. Es ist in einem Bild nicht zu beschreiben, doch ein wichtiger Teil meiner Erinnerungen, meine Magic Moments, welche mir immer ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Doch es sind nicht nur die Fische, herrlich in Szene gesetzte Bilder welche auch gerne veröffentlicht werden. Es sind alle die Bilder und Aufnahmen, welche das Randgeschehen meiner Sessions festhalten. Es sind all die Bilder, welche gerne gelöscht werden. Doch bei genauer Betrachtung finden sich auch auf diesen Fotos herrliche Details, welche meine Faszination für unser Hobby wiederspiegeln.
Es ist die Natur um mich herum, es sind die Tiere welche im oder beim Wasser leben. Seien es die unzähligen Wasservögel welche sich im Frühjahr ihrem Liebesspiel hingeben. Die Frösche welche durch ihr Konzert in so manchen Sommernächten zur Plage werden können oder einfach nur der Biber, der meine Wege spät Abends kreuzt. Genau das sind die Momente, wo ich am ausgeglichensten bin, den Alltag vergessen und einfach nur die Natur genießen kann. Einfach abschalten, einfach Flora und Fauna beobachtend den Tag in Ruhe abklingen lassen. Die Realität holt uns viel zu schnell wieder ein und wir finden uns im Alltagsstress wieder, die Eintönigkeit unserer Gesellschaft. Unser Leben hat sich einfach verändert und es geht auch nicht ohne einer Gewissen Routine in der Arbeitswelt. Aber genau diese ermöglichen uns auch unserem Hobbies nachzugehen und die Momente auszunützen, welche das Gleichgewicht in unser Leben bringen.
Bevor ich jetzt weiter in die Melancholie abdrifte und in Träume versinke, gibt es leider auch negative Erinnerungen und Eindrücke. Das sind zum Beispiel Fotos von Seen und Teichen welche mit Anglern überfüllt sind, dicht bei einander gedrängt nur mit dem Ziel, so schnell wie möglich und am besten noch vor den anderen den ein oder anderen Karpfen zu fangen. Die Fische selbst sind durch den Angeldruck bereits gezeichnet und haben keine Zeit mehr, die Verletzungen welche durch den Fang entstanden sind, heilen zu lassen. Natürlich gibt es dann für diejenigen die Ausrede, das die anderen zu hart drillen und daher die Fische derartig verstümmelt sind. Doch ich selbst kennen keinen der zu hart drillt, habe ehrlich gesagt auch noch keinen gesehen, aber das ist ein anderes Thema.
Auch finde ich es Schade, das viele junge Karpfenangler unter einem gewissen Erfolgsdruck unterliegen, soziale Netzwerke und Medien zeigen großteils Personen mit kapitalen Fischen. Wenn nun ein bestimmter Angler durch seine Fänge recht bekannt ist, steigt der Druck enorm. Es zeigt sich schon bei Gesprächen unter gleichgesinnten. Im Endeffekt angeln alle anders als die anderen und sind auch erfolgreicher als alle anderen, doch das wirklich wesentliche bleibt auf der Strecke, den Moment, die wenige Zeit welche uns zur Verfügung steht in vollen Zügen zu genießen, dazu gehört auch das beobachten unserer Umwelt.
Ich liebe es an abgeschiedenen Gewässern mit geringer Fischdichte zu angeln. Dort ist es einem bewusst, das der nächste Fisch lange auf sich warten lässt. Jedoch zieht es dort auch kaum andere Angler hin, denn drei Tage blanken muss auch gelernt sein. Und genau in dieser Zeit, wartend auf den nächsten Biss, gibt es nichts schöneres als eben dem Naturschauspiel, welches mich umgibt, voll und ganz hinzugeben. Für mich sind die schönsten Momente bei Sonnenaufgang eine Tasse Kaffee vor dem Zelt zu genießen. Mitzuerleben wie die Natur erwacht, das Leben den Tag erhellt. Wunderbar sind auch keine störenden Einflüsse wie Mobiltelefon. Es kann wunder wirken, ein paar Tage nicht erreichbar zu sein. Das gleiche gilt für die Internetnutzung. Auch hier ein paar Tage offline zu verbringen lehrt auch vieles – es gibt wirklich nichts wo man Angst haben muss, etwas zu verpassen. Im Gegenteil, es schenkt einem sehr viel Zeit. Zeit mit sich selbst zu beschäftigen und nicht mit den News der anderen. Probiert es einmal aus, ihr werdet überrascht sein.
Freundschaft ist für mich ein ebenfalls sehr wichtiges Thema, ein paar Tage am Wasser mit meinen Freunden zu verbringen, bedeutet für mich als Frau auch Vertrauen, hilfsbereitschaft und Respekt. Hier soll es nicht zu einem Wettkampf oder Neid kommen. Doch sind viele dieser Magic Moments auch zu zweit oft viel schöner. Ich erinnere mich gerne an letzte Saison zurück. Ein ganz besonderer Moment war der Fang eines einzigartigen Fisches, welcher wenn überhaupt bisher sehr selten gesehen wurde. Es handelt sich hierbei um einen wunderschönen Koi Karpfen der mir einen dieser unvergesslichen Momente bescherte.
Diesen fing ich an einem wunderbaren Sommertag im Juli, wo ich wie so oft meine Freizeit am Wasser verbrachte. Sie Sonne war angenehm warm und an einem schattigen Platz konnte der Tag zuversichtlich angegangen werden.
Ich fing an diesen Tag früh morgens bereits einen schönen Schuppenkarpfen. Für mich war der Tag bereits sehr erfolgreich. Mit den steigenden Temperaturen unter Tags nahm auch die Aktivität im Wasser immer mehr ab. Es sind genau die ruhigen Stunden, wo ich meine Sehle baumeln ließ und entspannt vor mich hin schlummerte.
Doch dann der ersehnte Biss. Während ich den Fisch drillte lief plötzlich auch die zweite Rute ab, klar wann sonst. Zum Glück kam mir ein Freund zu Hilfe. Ich überreichte Ihm meine Angelrute, da sich der Fisch schon knapp am Ufer befand und ich eilte zur zweiten Rute. Nach kurzem Drill war der gehackte Fisch auch schon beim Ufer und ich konnte nicht Glauben was ich sah. Ich konnte mein Glück kaum fassen und sah diesen wunderschönen Koi Karpfen vor mir im Wasser. Es war mein Zielfisch und ich wollte diese Schönheit nur noch so schnell wie möglich keschern. Endlich heil am Ufer versorgt, hielt ich meinen unvergesslichen Magic Moment endlich in Händen.
Dieser Fisch ist, obwohl bestimmt nicht mein größter, dafür ein ganz besonderer Fang, an welchen ich mich sehr gerne zurück erinnere, da er mir diesen magischen Moment ermöglicht hat. Doch wäre die Freude und Erfolg sicherlich nicht so groß gewesen, hätte mich mein Angelpartner dabei nicht unterstützt. Auch ist es unbeschreiblich, wenn derartige Glücksmomente geteilt werden können. Die Zeit vergeht wie im Flug, auch Stunden später noch das Thema, oder so wie jetzt, die Magic Moments beim Durchforsten meiner Fotos.
Mir ist es auch wichtig, auch in Zukunft diese Momente zu erhalten. Die Fähigkeit die Natur zu genießen, offen sein für neues, wissbegierig was Natur und Tier anbelangt und sich nicht nur von Marketinginteressen und Modetrends treiben zu lassen. Diese vergehen oft schneller als sie kommen, doch wirklich erlebtes, aus vollem Herzen, bleibt für die Ewigkeit.
Deshalb ist es mir ein Anliegen, das ihr euch selbst einmal den Kopf darüber zerbrecht. Euer tun hinterfragt. Sein Hobby nicht auf das teuerste Tackle und die größten Fische zu beschränken, sondern vom Umfeld zu lernen. Erfahrung und Wissen können einem nie wieder genommen werden, erlebtes, sei es nun gut oder schlecht, bringt uns nur vorwärts und bestätigt unser handeln. Es wäre viel zu Schade unsere Leidenschaft nur auf große Fische zu beschränken, denn es bietet so viel mehr. Einfach entspannt die Augen öffnen, abschalten und die Umwelt beobachten. Die Kraft welche wir hier tanken treibt uns an, lässt uns beruflich wie auch privat ausgeglichen erscheinen. Probleme werden zu Herausforderungen, welche plötzlich leicht zu lösen sind. Dazu kommt die Freude, bis wir endlich wieder raus dürfen, weg aus dem Alltag hinein in eine Welt voller magischer Momente. Wer gelernt hat so seinem Hobby nachzugehen, kann sich keine andere Freizeitbeschäftigung mehr vorstellen, das sind die Erfahrungen, welche ich in meinem jungen Leben sammeln durfte. Auch ich habe gelernt und es hat länger gedauert bis ich den Mehrwert für mich erkannte. Hin zum Ursprung, weg davon sich treiben zu lassen, das zu tun was ich für mich will, nicht das was andere gerne hätten. Eines kann ich euch versprechen, beim Betrachten alter Fotos, vergangener Sessions und der Bilder eurer Trophäen, bekommen diese dann einen ganz besonderen Stellenwert. Es ist dann nicht nur eine Katalogisierung eurer Erfolge, vielmehr sind dann diese Bilder ein Teil einer außergewöhnlichen Geschichte und zwar eurer, voller magischer Momente.
Eure Sabine aka “Sabee on the bank”