Vertrauen seit 2007: Nachgehakt bei Aquatic Baits zum Squid Red HNV Boilie

Carpzilla Interview mit Andreas Matzel

(Original auf carpzilla.de)

Im Jahr 1988 hatte Andreas Matzel, der Mann hinter Aquatic Baits, seine ersten Berührungspunkte in Sachen Boilieherstellung und kann nun schon auf einige Jahre an Baitmaking-Erfahrung zurückgreifen. Aus all den verschiedenen Boilies, die er in dieser Zeit entwickelt hat, schenkt er besonderes einem Köder sein volles Vertrauen: dem Squid Red HNV. Wir wollten wissen worin dieses Vertrauen begründet liegt und haben bei Andreas nachgehakt. 

Carpzilla: Hallo Andreas und herzlich Willkommen zum heutigen Nachgehakt Interview. Danke, dass du dir die Zeit nimmst. Wie lange machst du nun schon Boilies? Wie lange davon professionell?

Andreas Matzel: Puh, das ist gefühlt schon eine Ewigkeit her. Es war ganz genau im Jahr 1988. Ich war damals noch Schüler und hatte mich vom „modernen“ Karpfenangeln inspirieren lassen. Als Zutaten mussten damals alle Produkte, welche in einer gut sortierten Küche zu finden waren, als Basis herhalten – der erste Grundstein wurde also gesetzt. Professionell mittlerweile seit mehr als zwölf Jahren, mit der Marke „Aquatic-Baits“ sind wir bereits sechs Jahren am Markt.

Carpzilla: Was hat sich in all den Jahren grundlegend verändert? Was ist vielleicht heute wie damals?

Andreas Matzel: Also, es hat sich seit damals regelrecht alles verändert. Zum einen waren es die Angelmethoden selbst, welche immer effektiver wurden. Es gab anfangs vielleicht eine handvoll Tacklefirmen, welche das nötige Zubehör liefern konnten, von einem Safety Clip selbst aber noch weit entfernt.
Wir dürfen nicht vergessen, Internet gab es auch noch keines. Infos waren sehr schwer zu bekommen, abgesehen von ein paar wenigen Büchern im deutschsprachigen Sprachraum und diversen Magazinen. Aber das änderte sich auch sehr schnell, da alles rasant an Fahrt aufnahm und sich die ersten Angelgeschäfte bereits spezialisierten. Bei uns in Wien war es Kurt Grabmayer, der seinen Beitrag in Österreich leistete. Abgesehen vom Tackle waren auch Boilies in guter Qualität nicht verfügbar. So waren wir eigentlich dazu gezwungen, unsere Baits selbst zu produzieren. Rohstoffe waren sehr schwer zu bekommen und auch der Wissensstand von heute, wie und womit wir unsere Boilies produzieren, ist ein ganz anderer gewesen. Das was sich nicht geändert hat, ist die Tatsache, dass es erst der Boilie ermöglichte, selektiv auf Karpfen zu angeln. Somit lässt sich sicherlich auch der Siegeszug und die Popularität dessen erklären.

Carpzilla: Jüngst hatten wir euren Squid Red HNV Boilie im Unboxing – warum hast du uns ausgerechnet diesen Köder zugesendet, damit wir ihn uns zuerst ansehen? Was macht ihn besonders?

Andreas Matzel:Da müssen wir zurück ins Jahr 2007. Da wurde ich von diversen Artikeln in englischen und holländischen Magazinen auf zwei Autoren aufmerksam, welche mit genialen Theorien für Furore sorgten. Ich nahm sogar mit beiden Kontakt auf, um Erfahrung auszutauschen. Diese widerlegten zum Teil seit Jahren gefestigte Grundsätze in der Zusammenstellung von Boilies, in Abhängigkeit zur Jahreszeit und Wassertemperatur. Wir haben in den Jahren zuvor selbst sehr viel an Erfahrung sammeln können und waren gegenüber neuen Ideen sehr aufgeschlossen. Nach vielen Gesprächen und Überlegungen haben wir einen neuen Boilie hergestellt, welchen wir in den ersten März Wochen im Jahr 2007 einsetzten. Dieser Bait widersprach wie bereits erwähnt allen zuvor bekannten Grundsätzen aber wir gingen voller Tatendrang an die Sache heran. Ich kann mich noch genau erinnern, wie wir alles uns Bekannte in den Schatten stellten und noch nie in den Jahren zuvor derartig gut gefangen haben, wie in diesen Märzwochen. Das faszinierende daran, es war keine Wunderzutat oder Zauberwässerchen, sondern lediglich die Zusammensetzung bekannter Rohstoffe in optimaler Relation zueinander.
Es sind in erster Linie natürliche Attraktoren wie Hefeextrakte, vorverdaute Fischmehle, Molkenproteine und eine gute Basis aus Fetten und Kohlenhydraten. Auch das Ausschwemmen dieser aus dem Bait, konnten wir mit einem speziellen Eifutter optimieren. Robin Red war eigentlich der Eyecatcher – daher auch der Name und die markante Farbe.
Es hat sich seit 2007 wenig an der Zusammensetzung geändert, die Zutaten sind die Gleichen und auch der Fangerfolg ist nach wie vor ungebrochen. Diesen Bait macht also so besonders, dass er fachmännisch entwickelt worden ist und bei der Zusammenstellung nicht einfach nur geraten wurde. Denn warum das Rad neu erfinden, wenn es perfekt läuft…

Carpzilla: Welche Entwicklungsdauer steckte hinter dem ersten Squid Red HNV Boilie, den man bei dir kaufen konnte und wie hat sich der Köder in der Zeit verändert?

Andreas Matzel: Bis 2015, also der Markteinführung, mussten wir die Relationen der Bestandteile natürlich so abändern, dass der Boilie auch in der warmem Jahreszeit erfolgreich ist und über viele Stunden im Wasser stabil bleibt. Robin Red von der englischen Firma Haiths war immer schon enthalten, der Squid Flavour kam erst 2015 dazu, als wir den Boilie unter der Marke „Aquatic-Baits“ vermarkteten. Wir haben dies selbst in einem Zeitraum von zwei Jahren ausgetestet und waren mehr als zufrieden mit dem Ergebnis. In den letzten Jahren mussten wir oft die Zulieferer unserer Rohstoffe wechseln, da die Firmen entweder die Produktion einstellten oder der Preis einfach nicht mehr vertretbar war. Dies betraf in erster Linie Molkenproteine und vorverdaute Fischmehle. Wir können sagen, dass sich sehr wenig geändert hat, denn wir achten immer darauf, die Qaulität hoch zu halten. Das ist ein Punkt, der uns auch weiterhin sehr wichtig ist. Es wäre fatal, plötzlich an guten Zutaten zu sparen, nur um den Preis zu drücken. Es wäre nicht mehr das gleiche Produkt und die Fangerfolge über einen längeren Zeitraum betrachtet auch geringer. Unsere Kunden würden uns das nie verzeihen.

Carpzilla: Sind dir Kundenfeedbacks in so einem Prozess wichtig? Inwiefern gehst du darauf ein? Kommt da überhaupt viel Feedback kundenseitig?

Andreas MatzelJa, wir erhalten Feedback, meistens aber sehr positives. Kritik kommt sehr sehr selten. Hier ist es schwer weitreichende Schlüsse zu ziehen um wirklich Änderungen vorzunehmen.
Wir testen neue Produkte selbst, damit meine ich mich und ein Gruppe von Teamanglern, wo ich mir konstruktives Feedback erwarte. Eine Aussage wie „hat gefangen, funktioniert“ wäre mir zu wenig. Hier ist mir das Feedback über Instant und Erfolge über einen längeren Zeitraum sehr wichtig. Ich kenne leider zu viele Produkte, wo der Boilie nach wenigen Tagen derartig an Fängigkeit verliert, dass die Fische den Futterplatz direkt meiden. Mein Ziel ist es, die Fische am Futterplatz mit einer Futterquelle zu belohnen, damit diese immer wieder zurückkommen. Wenn uns das gelingt, sind wir auf der sicheren Seite. Und das ist uns mit dem Squid RED HNV Boilie sogar sehr gut gelungen.

Carpzilla: Auf deiner Website haben wir gelesen, dass bei Aquatic Baits ständig versucht wird ohne künstliche Futtermittelzusatzstoffe zu arbeiten und die Produkte sogar ohne Konservierungsstoffe haltbar zu machen. Inwiefern spielte diese Leitlinie in die Herstellung des Squid Red HNV Boilies hinein? Bzw. in dessen gesamte Range?

Andreas Matzel: Hier müssen wir festhalten, dass wir uns zu 100% im gesetzlichen Rahmen bewegen. Auch darf ich erwähnen, dass wir das einzige Unternehmen in diesem Segment in Österreich sind, welches alle Anforderungen bzgl. Registrierung und Prüung nach dem geltenden Futtermittelgesetz erfüllt. Es gibt Vorgaben, welche Rohstoffe in Futtermittel enthalten sein dürfen und welche Rohstoffe oder Zusätze als „Zusatzstoff“ deklariert werden müssen. Und hier können wir sagen, dass unsere Boilies zu 100% aus zugelassenen Futtermitteln bestehen. Das betrifft auch die Konservierung. Hier gibt es Rohstoffe, welche konservierende Eigenschaften besitzen, aber nicht als klassische Konservierungsmittel eingesetzt werden.
Das betrifft nicht nur unseren Squid Red HNV Boilie, sondern alle unsere Boilies.

Carpzilla: Laut den Infos auf der Website hat die Testphase des Squid Red HNV ergeben, dass je länger damit gefüttert wurde, desto besser die Ergebnisse ausgefallen sind. Bezieht sich das auf die Menge an gefangenen Karpfen oder auf ihre Größe? Und welche Rolle spielt der Proteingehalt des Köders dabei? Wie erklärst du dir dieses Phänomen?

Andreas Matzel: Wie oben erwähnt, wollen wir Boilies herstellen, die dem Fisch einen Mehrwert bringen. Beim Squid RED HNV Boilie war es wirklich so, ich hatte an einem 160ha großen Gewässer, welches ich beangelte und regelmäßig einen Futterplatz fütterte, geniale Erfolge. Obwohl ich damals meine Erfolge nicht öffentlich machte, sprach es sich aber herum. Ich konnte deutlich mehr Karpfen und daraus schlussfolgernd auch die wirklich Großen fangen. Und zum Teil öfters, was sich in den Wiederfängen zeigte. Ich war selbst so von meinen Boilies überzeugt, dass es mich direkt stolz machte. Den Vergleich hatte ich mit anderen Anglern am Gewässer, welche doch über so manche Beissflaute berichteten – diese konnte ich in sieben Jahren, wo ich den Platz beangelte, niemals nachvollziehen. Der Proteingehalt spielt eine wesentliche Rolle, nur so kann der Fisch einen Nutzen aus den Ködern ziehen. Ist dieser zu gering, fehlt der Nutzen auf Dauer. Ganz grob umschrieben, weil ja auch andere Bestandteile wichtig sind. Ich spreche da gerne von der „Maiskorn“ Theorie. Mais wird drei Tage lang wie wild vom Fisch gefressen, dann bleibt er liegen, weil einfach der Nutzen für das Tier auf Dauer zu gering ist. Ich bin mir sicher, diese Erfahrung haben schon viele gemacht.

Carpzilla: Setzt du diesen Köder für gewöhnlich in großen Mengen ein oder eher dosiert? Oder ganz allgemein: bist du eher Futterangler oder Fallensteller?

Andreas Matzel: Das ist absolut situationsbedingt. Ich habe aber vom Prinzip her die Meinung – ich will den Fisch fangen, nicht füttern. Das wiederrum führt dazu, dass für mich die Qualität, nicht die Menge über den Fangerfolg entscheidet. Mit diesen Grundsätzen betreibe ich selbst meine Angelei. Ich gehen eher behutsam um beim Füttern, weil, wir dürfen ja nicht vergessen, alles das, was wir ins Wasser werfen, bleibt auch im Wasser – in welcher Form auch immer. Klar spreche ich jetzt eigentlich gegen mein Geschäft als Boiliehersteller, doch ist es mir wichtig, eher in die Richtung zu gehen – Qualität vor Quantität. Das sage ich auch zu meinen Kunden. Und wenn es die Situation wirklich einmal erfordert mehr zu füttern, dann muss das natürlich in Relation zum Fangerfolg stehen. Ich finde es absolut verantwortungslos, zuerst Mengen an Futter ins Wasser zu kippen um dann abzuwarten was geschieht. Oft nämlich gar nichts, außer das wir Unmengen an Biomasse produzieren…

Carpzilla: Mit deinem Squid Red HNV Boilie bist du fest davon überzeugt, dass dieser Köder an Naturseen unschlagbar ist. Woran machst du das fest?

Andreas Matzel: Aus vielen Rückmeldungen und eigenen Erfahrungen. Und nebenbei aus chemischer Sicht. Futter muss zuerst vom Fisch gefunden werden, damit wir erfolgreich sind, eh klar. Und auf Gewässern welche sehr natürlich wirken mit vielen Pflanzen und schlammigen Zonen, sind die Eigenschaften des Wassers ideal, damit sich die Reizstoffe des Boilies mit dem Wasser schnell verbinden. So kann der Fisch das Futter sehr schnell wahrnehmen und wir sind schneller erfolgreich. Ich gebe zu, das ist sehr, sehr kurz gefasst. Aber am Ende entscheidet die Chemie, wie unser Köder wahrgenommen wird. Und beim Squid RED Boilies funktioniert das eben sehr gut.

Carpzilla: Was würdest du Anglern mit auf den Weg geben, die nur ein geringes Budget für Köder aufwenden wollen?

Andreas Matzel: Nicht die Menge, die Qualität entscheidet! Das war auch die Idee, warum wir in 2kg Gebinden vertreiben. Es sollte die allermeisten Bedingungen abdecken um eine Session erfolgreich zu beenden. Wir sehen das bereits an den Verkaufszahlen, wo lieber zu hochwertigeren Ködern gegriffen wird. Und das bestärkt uns in der Annahme, dass wir am richtigen Weg sind.

Carpzilla: Wie können unsere Leser mit dir in Kontakt treten?

Andreas Matzel: Ganz einfach am besten via Email an info@boiliemaschine.at. Über soziale Netzwerke bin ich schwer bis garnicht zu erreichen, da diese Angelegenheiten meine Teammember erledigen. Aber Mails werden von mir immer persönlich beantwortet.

Carpzilla: Vielen Dank für deine Zeit, Andreas!

Andreas Matzel: Ich bedanke mich für dieses interessante und spannende Gespräch!